Zu Besuch im alten Club

02
Apr
2017

19. März 2017, 10.36 Uhr. Ich werde von einer automatischen Mail an aufgeschreckt. Hans-Dieter Ostwald hat gerade ein neues Mitglied beim SC Eintracht Berlin angemeldet, dessen Name mir allzu bekannt war. Rund 27 Jahre mußte ich auf diesen Moment warten. So lange hat Ulrich Lesky kein Vereinsschach mehr gespielt. Und nun kommt diese E-Mail mit einer nicht mehr für möglich gehaltenen Wiederanmeldung.

Ich nahm mir vor, meinem alten Club, bei dem ich bis Mitte 1991 und in der Saison 1997/98 Mitglied war, am nächstfolgenden Donnerstag einen Besuch abzustatten. In der Hoffnung, Uli wiederzusehen.

Bei meiner Ankunft gegen 18.30 Uhr konnte ich einige bekannte Schachfreunde begrüßen, darunter natürlich den Vorsitzenden Dieter Ostwald, Mandy Barna oder Olaf Kreuchauf. Von Uli war noch nichts zu sehen. Also knöpfte ich mir erstmal einen anderen der Anwesenden zu einer Partie Schach vor. Oder besser, jemand traute sich, mich herauszufordern. Und das obwohl Hartmut Bandlow, ein älterer Herr, von Olaf gewarnt wurde.

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[Hoppe,Frank]

Nach den zwei Partien hatte der ältere Herr keine Lust mehr auf mich. Ich spielte noch ein oder zwei Partien gegen einen deutlich Jüngeren, der allerdings noch weniger Widerstand leistete. Dann erschien Uli auf der "Bühne".

Die 27 Jahre Abstinenz vom aktiven Schach hatten kaum Spuren hinterlassen. Er sah noch aus wie 1990 und auch seine Spielstärke hatte kaum gelitten in den fast drei Jahrzehnten, wie ich in einem anschließenden Blitzmatch erfahren durfte. Das gewann ich zwar 6:0, aber meistens nicht nach Stellung sondern nur nach Zeit. Seitdem er (62) in Rente gegangen ist, hat er wieder Lust auf Vereinsschach gefunden. Ende 1991 wurde er beim SV Medizin abgemeldet, ein halbes Jahr nach meinem Austritt. Wir berichteten uns gegenseitig aus den letzten Jahrzehnten unseres Daseins, während wir miteinander blitzten.

Um kurz nach 20 Uhr beendete Dieter Ostwald die freien Partien. Alle Anwesenden lauschten nun dem Vortrag von Joachim Fechner (75), der einige Partien aus vergangener Zeit mittels Laptop und Beamer vorführte. Das sture Herunterspielen der Partien - darunter ein bekannter Sieg von Wolfgang Uhlmann gegen meinen derzeitigen Chef Uwe Bönsch (er ist Geschäftsführer beim Deutschen Schachbund und ich arbeite in der Geschäftsstelle) - traf nicht unbedingt den Nerv aller Zuhörer und -seher. Zumal Joachim, der einst bei der BSG Post als Meisteranwärter das 1. Brett besetzte und nach der Wende einige Jahre Spielleiter des Berliner Schachverbandes war, dann auch noch die Fritz-11-Engine hinzuschaltete und deren Varianten durchklickte. Ich führte das auf seine Erkrankung zurück, die ihm die letzten Jahre deutlich beeinträchtigte. Seinen Humor hatte er aber trotzdem nicht verloren.

Eine Woche später

Nach dem Vortrag unterhielt ich mich noch mit Dieter und Uli über alte Zeiten - das Ende der Schachsektion der BSG Medizin, die wöchentlichen Treffen der letzten "Mohikaner" im Keller der neuen Eintracht-Geschäftsstelle, die Wiederauferstehung Medizins als Eintracht unter Dieter. Danach verabschiedete ich mich bis zum nächsten Donnerstag, wo ich hoffte auch Mathias Franke wiederzusehen, den ich etwa 1983 zur BSG Medizin lockte.

So kam es dann auch. Mathias hatte ich auch einige Jahre nicht gesehen, obwohl er bei Eintracht immer aktiv blieb. Am 30. März war das 5. Turnier um die Blitzvereinsmeisterschaft angesagt und Mathias würde wahrscheinlich vorzeitig den Titel erringen.

11 Spieler konnte Horst Schrodt in die Teilnehmerliste eintragen. Gleich in Runde 1 bekam ich mit Weiß Mathias vorgesetzt. Die Eröffnung lief nicht ganz nach Wunsch, aber wenig später stellte Mathias die Dame ein. Nach ein paar Siegen fing ich mir gegen Harald Klupsch eine Weißniederlage ein, weil ich das Bauernendspiel falsch einschätzte. Gegen den dritten der potentiellen Mitkandidaten um den Turniersieg, Uli, stand ich mit Weiß irgendwann auch mit dem Rücken zur Wand. Trotz Minusfigur bekam ich die Partie noch irgendwie in den Griff und war froh über das Remis. Es blieben meine einzigen Punktverluste, womit mir der Turniersieg mit 8½ aus 10 sicher war. Harald und Mathias kamen auf 7½, dahinter plazierte sich Uli.

Eine komplette Tabelle werde ich hier noch nachreichen.

Während der Rundenpausen und bei einem anschließenden kleinen Match plauschte ich noch ein wenig mit Mathias. Das letzte an was er sich erinnern konnte war, das ich als Staplerfahrer arbeitete. Das muß so etwa 1998 gewesen sein, was ziemlich genau mit meiner bislang letzten Saison bei Eintracht übereinstimmt.

Das Match mit ihm verlief relativ ausgeglichen. Ich gewann nur mit 4:2. Blitzschach war und ist halt Mathias' Domäne.

Datum: | Autor: Frank Hoppe

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